
Ein Jahr nach der Flut: Die Spuren sind noch sichtbar
Im Juni 2024 wurden mehrere Orte in Schwaben von einem Jahrtausendhochwasser heimgesucht.
Inzwischen ist das Wasser längst fort, aber Betriebe kämpfen noch immer mit den Folgen der Verwüstung.
Sintflutartige Regenfälle führten im vergangenen Sommer zu teils verheerenden Überschwemmungen. Experten sprachen gar von einem Jahrtausendhochwasser (HQ 1000). Ob Kettershausen, Günzburg oder Babenhausen – teilweise stand das Wasser mehr als 1,80 Meter in Erdgeschossen von Werkstätten und Lagern, Öltanks liefen aus und zahlreiche Keller wurden unzugänglich. Wie geht es den betroffenen Handwerksbetrieben ein Jahr später?
„Eine weitere Katastrophe können wir uns nicht leisten“
Beim SHK-Installationsbetrieb Röger aus Günzburg hat das Hochwasser einen Schaden von mehreren hunderttausend Euro hinterlassen. Nur dank der vorhandenen Rücklagen konnte Inhaber Florian Röger bis heute den größten Teil der Schäden beheben. Bis auf ein paar ausstehende Malerarbeiten erinnere nichts mehr an die Katastrophe. Dafür musste sich der Betrieb jedoch wirtschaftlich enorm strecken. „Wir haben keine finanziellen Hilfen beantragt und alles aus eigener Tasche bezahlt“, sagt Röger. Gerade am Anfang direkt nach der Flut hätte sich Röger jedoch etwas mehr schnelle Unterstützung erhofft. „Zwei Wochen stand hier alles komplett still – wir waren nicht erreichbar, hatten weder Telefon noch Internet und mussten unsere Kunden vertrösten.“ Ein weiteres Mal könnte sich der Betrieb eine solche Katastrophe nicht leisten, betont der Unternehmer. Röger denkt über die Anschaffung leistungsfähigerer Pumpen nach, um im Ernstfall das Wasser schneller aus seinen Räumen zu bekommen. Doch er weiß auch, dass er letztlich nur wenig gegen solche Wassermassen ausrichten kann.
Auch die Zimmerei Henle in Babenhausen erlitt Schäden im sechsstelligen Bereich. Sie war nicht versichert. Sonja Henle berichtet, dass ihr Anbau und die Werkstatthalle komplett erneuert werden mussten. Dabei erwies sich die Bürokratie als hohe Hürde: „Die Beantragung von Soforthilfen war so umständlich, dass viele darauf verzichtet haben, obwohl es ihnen zugestanden hätte. Wir haben zwar Archivfotos gemacht, aber eine vollständige Liste des beschädigten Inventars zu erstellen, war in der akuten Lage unmöglich.“ Ohne die Hilfe aus der Nachbarschaft und Vereinen wäre der Wiederaufbau nicht so schnell möglich gewesen, ist Henle überzeugt. Sie zeigt sich sehr erleichtert, dass sie den Betrieb nicht schließen mussten und die Arbeit weiterging, wenn auch mühsam. Henle versucht, optimistisch nach vorne zu blicken, und ist zuversichtlich, dass sich ein solches Hochwasser nicht wiederholen wird.
Glimpflich davongekommen ist Heizungsbauer Johannes Flach in Babenhausen. Seine HaustechnikFirma blieb vom Hochwasser verschont und auch die Schäden in seinem Wohnhaus sind inzwischen beseitigt. „Vor einem Monat kamen die letzten Schränke und bei uns ist jetzt wieder alles soweit in Ordnung“, berichtet Flach. Im Gegensatz zu einigen seiner Handwerkskollegen konnte er Versicherungsleistungen für Elementarschäden am Gebäude und Elementar-Hausrat in Anspruch nehmen. Die Schadenssumme lag bei 235.000 Euro. „Die Versicherungen haben zum Glück alles abgedeckt, abzüglich des Selbstbehalts, der aber bei einer Schadenssumme dieser Größenordnung keine große Rolle spielt.“ Beim Wiederaufbau konnte er sich auf die schnelle Hilfe befreundeter Handwerksbetriebe verlassen.
„Die Fliesen für unser Büro stapeln sich weiter“
Der Betrieb Holzhausliebe von Stephanie Schrapp war am Standort in Kettershausen vom Hochwasser betroffen. „Bis heute ist unser Büro dort nicht nutzbar“, sagt die Geschäftsführerin. Zwar bestehe für das Gebäude eine Elementarschutzversicherung, aber sie selbst seien nur Mieter und könnten keinen Einfluss auf die Schadensbehebung nehmen. „Wir haben bei der Versicherung schon etwa 20-mal nachgehakt. Gerne hätten wir die Arbeiten an regionale Firmen vergeben. Aber die Versicherung entscheidet, wer die Aufträge bekommt.“ Der Betrieb wartet etwa weiter auf Handwerker, die die angelieferten Pakete mit den Fliesen verbauen. Auch ein Stapler für die Produktion sei immer noch nicht nutzbar. Das Hochwasser hinterlässt auch im Jahr 2025 noch seine Spuren.