
Handwerkskammer für Schwaben feiert Jubiläum40 Jahre Schwäbisches Handwerkermuseum
Unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“ hat die Handwerkskammer für Schwaben am vergangenen Samstag mit ihrem Schwäbischen Handwerkermuseum 40-jähriges Jubiläum gefeiert und sich zusätzlich auch in diesem Jahr wieder an der Langen Kunstnacht beteiligt. Zur Jubiläumsfeier gab es viele Highlights und Neuerungen. Eine der Überraschungen war die Ausstellung eines DeLorean, dem Auto, das im Film „Zurück in die Zukunft“ als Zeitmaschine diente. Der Grund dafür: Der Film kam quasi zeitgleich mit der Eröffnung des Handwerkermuseums 1985 in die Kinos. Ein „Big Bang“ und die Nachstellung der Szene im Film, bei der Michael J. Fox alias Marty McFly mittels eines Blitzeinschlags in die Rathausuhr wieder aus dem Jahr 1955 nach 1985 zurückreist war das Highlight bei der Museumsfeier. Damit sollte die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft im Handwerkermuseum betont werden.
Die Jubiläumsfeier fiel fast genau auf den Tag, an dem das Handwerkermuseum zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg eröffnet wurde, am 29. Juni 1985. Es war damals ein Geschenk der schwäbischen Handwerkskammer an die Stadt. Seit der Eröffnung haben bereits über eine Million Gäste das Schwäbische Handwerkermuseum besucht.
Handwerkskammer für Schwaben rettete Gebäude vor dem Verfall
HWK-Präsident Hans-Peter Rauch ging in seiner Begrüßung auf die Historie des Gebäudes unweit des Roten Tores in Augsburg ein, das seit 2019 eingebettet im UNESCO-Weltkulturerbe liegt. Das ehemalige Brunnenmeisterhaus spielte im Zusammenspiel mit den historischen Wassertürmen im 18. und 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle in der Wasserversorgung Augsburgs. Gebaut wurde das Brunnenmeisterhaus vom berühmten Stadtbrunnenmeister Caspar Walter (1701 – 1769). Erst mit dem Bau des Wasserwerks am Hochablass 1879 verlor es an Bedeutung. Das Brunnenmeisterhaus diente nur noch als Lagerplatz und verfiel nach und nach. In den 70er Jahren war es in einem desolaten Zustand und es drohte der vollständige Verfall.
Die Handwerkskammer für Schwaben nahm sich des Gebäudes an, renovierte es Anfang der 80er Jahre in Kooperation mit verschiedenen Innungen und Firmen und beheimatete dort das Schwäbische Handwerkermuseum. Bis heute ist das Museum in der Obhut der Kammer, die es zahlreichen Besucherinnen und Besuchern aus dem In- und Ausland zugänglich macht.
Verbindung zwischen Tradition und Moderne
Hans-Peter Rauch stellte vor allem die Verbindung zwischen Tradition und Moderne, zwischen Vergangenheit und Zukunft nach vorne: „Unser Museum ist ein lebendiger Ort. Hier begegnen sich Generationen – mit Staunen, Interesse und Begeisterung. Und die Zukunft liegt ganz klar bei der jungen Generation. Sie zu fördern, ihnen Wege zu zeigen und sie fit zu machen für das, was kommt – das ist Aufgabe der Handwerkskammer, für die gesamte Gesellschaft und die Politik.“ Rauch bekräftigte, dass sich die Kammer trotz aller aktuellen und noch kommenden Herausforderung weiter für ihr Museum engagieren und die finanziellen Mittel bereitstellen wird.
In einem Talk mit Moderatorin Andrea Wenzel von der Augsburger Allgemeinen sowie Götz Beck, dem Tourismusdirektor der Regio Augsburg Tourismus GmbH, und dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Johannes Hintersberger, der damals als Öffentlichkeitsarbeiter der HWK Schwaben das Museums-Projekt mit entscheidend vorangetrieben hatte, wurde zusätzlich die Bedeutung des Handwerkermuseums in den Mittelpunkt gestellt. Hintersberger berichtete von dem Aufwand, der betrieben wurde, um das Museum aufzubauen und möglichst viele Ausstellungsstücke zu ergattern: „Jedes Mal, wenn wir damals davon gehört haben, dass eine historische Werkstatt vor der Auflösung oder dem Verkauf stand, sind wir aktiv geworden. Wir sind damals durch ganz Schwaben gefahren und konnten viele Handwerksmeister davon überzeugen, Werkzeuge, Maschinen oder andere Utensilien dem Museum zur Verfügung zu stellen.“
„Schönste Ecke in meiner Heimatstadt!“
Johannes Hintersberger erinnert sich heute noch sehr gerne an diese Zeit zurück: „So begann für mich eine ganz besondere Beziehung zu diesem Haus, seiner Geschichte, dem innovativen handwerklichen Können mit vielen prägenden Begegnungen zu wachsen. Insgesamt eine sehr prägende Zeit! Und für mich ist das Areal mit unserem Handwerkermuseum die schönste Ecke in meiner Heimatstadt!“
Tourismus-Direktor Götz Beck betonte die Bedeutung Augsburgs als eine der bedeutendsten Handwerkerstädte in Europa, die maßgeblich auf das Wassermanagementsystem zurückzuführen sei. „Durch die Kanäle wurden mit Wasserkraft Wasserräder angetrieben, die von unterschiedlichsten Handwerken genutzt wurden. Diese einmalige Symbiose zwischen Wasserkraft und Handwerk ist die Basis unseres UNESCO-Weltkulturerbes“, so Beck. Er schätze das Engagement der Handwerkskammer sehr, nicht nur mit ihrem Handwerkermuseum, sondern auch in vielen anderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen.
Historisches Uhrwerk, Sonderausstellung, Audioguide
HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner berichtete Moderatorin Andrea Wenzel im Anschluss davon, was sich in den vergangenen Jahren getan habe, und von den Neuerungen anlässlich des Jubiläums. Dazu gehört ein historisches Uhrwerk aus dem 18. Jahrhundert, dass von Museumsleiter Stefan Brunnhuber restauriert und wieder zum Laufen gebracht wurde. Für Brunnhuber ist es eines der Herzstücke der Ausstellung. Des Weiteren gibt es seit dem vergangenen Wochenende eine Zeitreise-Foto-Ausstellung, in der die Geschichte des Brunnenmeisterhauses und des Handwerkerhofs bis heute dargestellt wird. Darüber hinaus wurde am Samstag zur Langen Kunstnacht auch ein neuer Audioguide eingeweiht, der interessante Hintergrundinfos zu den einzelnen historischen Werkstätten und Berufen im Handwerkermuseum bietet.
Ulrich Wagner richtete auch einen Wunsch an die Stadt, die bei der Jubiläumsfeier von Wirtschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle vertreten wurde: „Vor allem für die vielen Touristen und Wochenend-Ausflügler wünsche ich mir eine finanzielle und organisatorische Einigung mit der Stadt Augsburg, so dass wir diesen idyllischen Hof an allen Samstagen im Jahr öffnen können – schließlich hat man von hier den besten und schönsten Blick auf DAS Motiv, mit dem wir in Augsburg das Thema Welterbe bewerben: die historischen Wassertürme.“
Unter den Gästen befand sich auch ein eng verbundener Nachbar: Klaus Marschall, Chef der Augsburger Puppenkiste. Marschall denkt immer noch mit großer Freude an die Sonderausstellung im Museum „Die Kiste“ mit dem Titel „Wer will fleißige Handwerker seh’n“ zurück, die er gerne in ähnlicher Form wiederholen würde. Er betonte die gute Nachbarschaft zwischen Handwerkermuseum und Puppenkiste: „Wir verstehen und ergänzen uns sehr gut, viele unserer Gäste nutzen im Anschluss an einen Besuch im Puppentheatermuseum auch das Handwerkermuseum.“
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