Politik erfüllt Wunsch aus ZDH-Umfrage nach längeren Hilfen
Die Bundesregierung greift Forderungen des Handwerks auf und reagiert damit auf die anhaltenden Folgen der Corona-Krise sowie die aktuellen Engpässe und Preissteigerungen bei Baumaterialien.
Umfrage bestätigt massive Beschaffungs- und Preisprobleme bei Baustoffen
Die aktuelle bundesweite Corona-Umfrage macht es schwarz auf weiß deutlich: Ein Großteil des Handwerks ist von gestörten Lieferketten betroffen. Der Anteil der Betriebe, für den Rohstoffe, Materialien und Vorprodukte nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind, steigt von Januar auf Mai von 40 auf über 60 Prozent. Damit betrifft das Problem nahezu das gesamte Bau- und Ausbaugewerbe sowie die gewerblichen Zulieferer. Von diesen Betrieben klagen wiederum über 60 Prozent, dass bestehende Aufträge wegen der Preissprünge unwirtschaftlich geworden sind. Sogar über 80 Prozent müssen Aufträge wegen Lieferengpässen verschieben oder stornieren. Zwar müssen noch wenige Betriebe deshalb Kurzarbeit anmelden; eine steigende Zahl ist jedoch wahrscheinlich.
Betriebe fordern Verlängerung von Kurzarbeit und Überbrückungshilfe III
Auch, aber nicht nur wegen dieser Materialprobleme fordert über die Hälfte der befragten Betriebe, dass die laufenden Corona-Maßnahmen verlängert werden müssen. Konkret sprechen sich knapp drei Viertel dafür aus, dass die erleichterten Zugangsregeln für die Kurzarbeit weiter gelten. Mehr als jedes zweite Unternehmen hält eine Verlängerung der Überbrückungshilfe III für nötig.
Regierung verlängert Corona-Hilfen und greift bei Materialproblemen ein
Die Bundesregierung entspricht den Forderungen des Handwerks. Sie hat Mitte Juni beschlossen, dass die erleichterten Regelungen zur Kurzarbeit und die Überbrückungshilfe III zunächst bis September verlängert werden. Zudem wird die Überbrückungshilfe III um eine „Restartprämie“ ergänzt – ein Personalkostenzuschuss bei einem frühzeitigen Ausstieg aus der Kurzarbeit oder bei Neueinstellungen. Diese Verlängerungen schaffen Planungssicherheit für die Betriebe. Nur muss die Bundesregierung auch sicherstellen, dass diese Maßnahmen auch angesichts der Materialprobleme gelten.
Diesbezüglich hat das Bundesinnenministerium öffentliche Auftraggeber angehalten,
- Preisgleitklauseln anzuwenden,
- Vertragsfristen bei nicht verfügbaren Materialien zu verlängern und
- auf Sanktionen bei problembedingten Zeitverzögerungen zu verzichten.
Das dürfte die Auswirkungen von Engpässen und Preissteigerungen begrenzen – nicht aber ihre Ursachen. Was den Baustoff Holz betrifft, halten wir daher an unserer Forderung fest: Die Einschlagbeschränkung auf Fichtenholz muss mindestens entschärft werden. Unterstützung bekommt das Handwerk hier von der Wirtschaftsministerkonferenz der Länder. Sie hat auf Initiative Bayerns einstimmig ebenfalls diese Forderung erhoben. Die Bundesregierung hat jedoch noch nicht reagiert.